Nun kommt L´Oréal mit einer neuen Produktserie daher, die einen solchen Farbrausch auch im Tönungsmodus (= auswaschbar) verspricht, es gibt ein Spray für den Kurzzeiteffekt, ein Shampoo für den mittellang anhaltenden Effekt, sowie noch ein Färbeprodukt (das ja rausfällt aus o. g. Gründen).
Mutti ist überredet worden. Mini-G. darf sich für 8€ ein Shampoo kaufen, das für 14 Tage bunte Haare verspricht und sich nach und nach rauswäscht. Sie möchte die Farbe "Aqua" haben. Der Aufsteller unterscheidet hier passende Farben für: (hell)blondes, dunkelblondes und braunes Haar. Aqua fische ich aus dem Dunkelblondfach, die Farbe entspricht Mini-G.s Haaren. Auf der Rückseite ein Anwendungsergebnisbild - das Model für den gewünschten "Ombre"-Effekt hat Mini-G.s Haarfarbe. Vielleicht hätte mich der Zusatz "Pastell"-Farbe stutzig machen sollen, aber andrerseits: das Bild, die Zusortierung im richtigen Haarfarbenfach...
Zur Anwendung: ich trage auf die trockenen Haare die tropffreie Creme dick auf den zu tönenden Bereich auf (die untere Haarhälfte war gewünscht, "Ombre"-Effekt), massiere sie ein, lasse sie 20 Minuten weisungsgemäss einwirken.
Dann gründlich auswaschen, fönen, fertig. Geht alles easy und sauereifrei. Plastikhandschuhe liegen bei (2 Paar).
Das Ergebnis: ist da was? Sehe ich etwas Aquafarbiges? *brilleaufsetz* Ich sehe: nichts. Oder besser: fast nichts. Vielleicht mal beim Schütteln der Pracht eine Art Graugrünschleier partiell, wenn man es sucht. Auch Mini-G. sieht nichts.
Die Tränen fliessen, die Enttäuschung ist gross.
Die Colorista-Seite wird aufgerufen. Dort sieht man Instagram-Bilder mit sensationellen Farbeffekten zu diesem Produkt. Mini-G. wundert sich: "Die haben doch auch ihre Erfolgsbilder auf Instagram gepostet, warum sieht man bei denen so viel und bei mir nichts??"
Weil es, liebe Mini-G., keine "echten" Mädels & Buben sind, die auf ihrer Instagramseite Bilder posten, sondern bezahlte Models von L´Oréal, die so tun, als wären sie echte Mädels & Buben, die ihre Erfolge auf Instagram zeigen. Das nennt sich Werbung. Oder auch: Ver*rsche.
Fazits:
1) Nice wäre es gewesen, wenn man kein dunkelblondes Model genommen hätte als Anschauung auf der Verpackung, das dann beim genauen Hinsehen in den zu färbenden Spitzen aber *hellblonde* Haare hat - denn offenbar kann man nur dann auch etwas sehen von der Farbe. Hier tappt der Verbraucher, zumal der zielgruppenblutjunge, unerfahrene, in die Falle zu glauben, dass dunkelblondes Haar hinterher diesen Effekt auch hätte. Ein Bild von einem brünetten Model (wie weiter oben auf der Packung) zu zeigen, wo man natürlich nichts von der Farbe sieht, ist dann eher für die ganz Unbedarften nur nötig.
2) 10% bekommt das Produkt dafür, dass es so easy anzuwenden ist und Mini-G. es einwandfrei verträgt. Vor allem aber dafür, weil es einem pubertierenden Mädchen ein Stück Lebenserfahrung mitgegeben hat, die es als eifrige Konsumentin von YouTube, Instagram & Co. tunlichst gebrauchen kann. Denn was Mama sagt, ist eh ja alles Blödsinn und zieht ungehört vorbei. Eigene (schmerzliche) Erfahrungen sind am nachdrücklichsten lehrreich.
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