Channis Blog

04.07.2022
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Eine erhellende Erfahrung

Seit einer ganzen Weile brodelt es in meinem Hinterkopf wegen unserer gewaltigen Abhängigkeit von allen möglichen Dingen: Was ist, wenn ich nicht einkaufen kann/darf/will weil ich krank bin/die ganze Stadt unter Quarantäne steht/ich Angst vor Ansteckung habe? Was ist, wenn die Stromversorgung zusammenbricht, zuerst wegen einer Seuche, dann wegen eines Krieges? Oder kein Gas für die Heizung und warmes Wasser?

Jetzt haben wir einen Garten, der Futter und Brennholz liefert (und einen Ofen), und ich neige dazu, nicht nur Parfum- sondern auch Lebensmittelvorräte anzulegen. Die zweite Quarantäne-Woche ist vielleicht nicht mehr so abwechslungsreich, aber hungern muss hier so schnell keiner. Das Parfum reicht sogar noch länger (*hüstel*). Ich besitze einen genialen Kessel, der innen eine Feuerstelle und außenrum einen Wassermantel hat, mit dem man recht schnell einen Liter Wasser für eine seelenstreichelnde Kanne Tee erhitzen kann. Außerdem habe ich mir einen Luxus-Hobo-Kocher zugelegt, der mit Holz, Kohle oder Brennspiritus (oder im schlimmsten Fall mit anderen alkoholreichen Flüssigkeiten... ) befeuert werden kann. Auch der funktioniert gut. Heizen, Tee, Essen kochen - an der Front bin ich schonmal beruhigter.

Und wenn man dann im Outdoor-Equipment-Gelände unterwegs ist, stößt man irgendwann auf eine Solar-Dusche. Das ist ein wasserdichter schwarzer Sack mit einem Brausekopf untendran. Den füllt man mit Wasser, hängt ihn eine Weile in die Sonne, die Physik dahinter verkneife ich mir mal, und dann hat man warmes Wasser.

Ich hab jetzt keine Vorstellung, wieviel Wasser man damit erwärmen muss, um den ökologischen Fußabdruck des Beutels auszugleichen. Aber mein erster Test hat mich nachdenklich gemacht: An einem heißen Sommertag in Westfalen dauert es tatsächlich den größten Teil des Tages, diese 10 Liter auf Duschtemperatur zu bringen. Wasser erhitzen ist eine energieintensive Sache!

Jetzt der Praxisbericht. Wenn man den Sack in der Hand hält, scheint er nicht so groß zu sein. Wenn man ihn über Kopfhöhe anbringen will, ist er auf einmal unheimlich lang! Ich hab mir einen Besenstiel über die Duschkabine gelegt und den Sack dran aufgehänt. Geduscht habe ich dann im Sitzen... Laut Hersteller, sollen die 10 Liter für 7 Minuten reichen. Das klingt gut, aber ich habe sehr langes, volles Haar, das schonmal ordentlich Wasser braucht um vollständig nass zu sein, und dann nochmal viel Wasser, um das Shampoo vollständig auszuspülen. Ob 10 Liter da genug sind?
Also, der kleine Brausekopf lässt schön sparsam Wasser raus. Bis mein Haar nass war, hat es eine Weile gedauert. Zum Einschäumen habe ich das Wasser selbstverständlich abgedreht. Zu meiner großen Freude genügte das Wasser locker, den Schaum wieder rauszuspülen! Auch den Körper konnte ich vollständig waschen. Und dann war noch genug Wasser übrig, um das Haar ein zweites Mal zu waschen! Mit dem Ergebnis kann ich es riskieren, demnächst mit umweltverträglichem Reinigungsmittel im Garten zu duschen!

Fazit: Im Sommer ist die Solardusche eine praktikable Alternative. Und obwohl ich schon sehr lange sparsam mit Wasser umgehe, besonders auch mit warmem Wasser, habe ich gemerkt, dass da noch Luft nach oben ist.